Fabelwesen Adventskalender – 12 – Vampir
Fabelwesen Adventskalender
Türchen 12 - Vampir
Hallo ihr Lieben,
Mein Name ist Valerie, ich wohne ganz in der Nähe von Dortmund und ich bin
nebenberuflich Autorin. Die mystischen Wesen der Dunkelheit begeistern mich seit
Kindestagen und offensichtlich ist es nicht „nur eine Phase“– wie so oft behauptet wird.
Auch in meinem schriftstellerischen Treiben weisen mir Vampire, Magierinnen, Werwölfe und co. den Weg.
Daher habe ich heute eine vampirische Kurzgeschichte für euch im Gepäck.
Ich hoffe, sie gefällt euch und lässt euch ein bisschen in die Schönheit der Dunkelheit
eintauchen.
Wer mehr über meine drölfzig Projekte und Abenteuer wissen möchte, ist herzlich eingeladen mir auf Insta zu folgen:
Insta: @val.dusange
oder
@dunkelbunt_productions
Vampir
Kurzgeschichte
Ein Hauch Lebendigkeit
„Vermisst du nicht das Sonnenlicht?“, hatte sie mich gefragt.
Mich, der mit einem einzigen Satz seine gesamte Existenz verraten hatte.
Ein Fehler, der mir in meiner gesamten Zeit auf Erden noch nie zuvor passiert war.
Denn dies war unsere oberste Regel: Niemals aussprechen, was wir sind.
Ein einziges Mal hatten wir es gewagt, uns der Menschheit zu offenbaren.
Was danach folgte ist eine lange und blutige Geschichte, aber es mündete in unserem Kodex.
Und dennoch blickte mich diese junge Frau lediglich mit unverhohlener Neugier aus großen grünen Augen heraus an.
Es schien ihr nichts auszumachen, dass ich kein Mensch war.
Das ich hungrig und auf der Jagd nach Blut war.
Und sogar, dass sie der einzige Mensch war, der sich auf diesem Häuserdach herumtrieb.
Doch vermisste ich das Sonnenlicht?
Seit ich denken konnte – und obgleich meine Erinnerungen an jene menschlichen Tage immer
weiter zur Belanglosigkeit verblassen – faszinierte mich die Schönheit der Nacht.
Die Stille, die sich mit Einbruch der Dunkelheit über das sonst rege Treiben und laute Getöse
der Stadt legte.
Das schummrige und doch heimelige Licht der Laternen am Wegesrand, die einem den Weg
in ein behagliches Heim mit prasselndem Kamin und gutem Wein leuchten.
Die scheinbar endlose Leere der Straßen, die einem das Gefühl vermittelte gleichzeitig das
Zentrum des Universums und der Letzte seiner Art auf der Erde zu sein.
Seit meiner Verwandlung jedoch war die Nacht nunmehr zu meinem Mantel geworden. Ein
Mantel, der mich vor der Welt der Menschen verbarg und den ich niemals mehr abstreifen
konnte.
Plötzlich schien dieser Mantel unendlich schwer auf meinen Schultern zu lasten.
„Es ist nicht das Sonnenlicht. Es ist das Leben, das ich vermisse.“, murmelte ich.
„Ich verstehe. Das war auch für mich der Grund hierher zu ziehen. Ich wollte noch einmal das
richtige Leben spüren.“, entgegnete sie und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Straße zu
ihren Füßen. Die Vorstellungen der zahlreichen Theater hatten soeben geendet und die
Besucher tummelten sich lachend und schwatzend auf der Straße, um noch in ein Cafe oder
eine Bar einzukehren. Ich konnte nicht sagen, ob es die Sehnsucht nach dem Leben war, die
mich in die Stadt getrieben hatte, die niemals schlief. Dessen Lebendigkeit selbst inmitten der
tiefsten Nacht niemals versiegte. Eine Metropole, in der man nicht mehr darauf angewiesen
war, als Nahrung den erstbesten Trunkenbold zu beißen, dessen Weg man kreuzte.
Hier gab es eine Auswahl, die seinesgleichen suchte.
Doch eines konnte ich mit Gewissheit sagen: Der Puls dieser Stadt machte die Jagd für mich
sehr viel aufregender. „Fürchtest du den Tod?“, raunte ich.
„Nein, nicht mehr.“
Meine Lippen verzogen sich zu einem leichten Grinsen, während ich näher an sie heranrückte
und ihren Kopf in meine Richtung neigte.
Diese Aufregung ließ mich endlich wieder einen Hauch Lebendigkeit fühlen.
Pingback:Der Fabelwesen Adventskalender - Rekii Fotografie
Erstellt um 11:43h, 12 Dezember[…] 12 Vampir – Kurzgeschichte – Autorin Valerie […]